„Präzision trifft Digitalisierung – die Anbindung der Waagen war technisch durchaus anspruchsvoll!"
Die Münze Österreich AG steht weltweit für höchste Qualität in der Verarbeitung von Edelmetallen und der Herstellung von Münzen. Als international agierendes Unternehmen zählt sie zu den führenden Münzprägestätten der Welt – ein echter Global Player mit exzellentem Ruf und langer Tradition.
Hier entstehen begehrte Anlagemünzen, vielfältige Sammlerobjekte und Edelmetallronden für den globalen Markt. Im Zentrum des täglichen Schaffens steht jedoch eine besondere Verantwortung: die Herstellung der Umlaufmünzen für die Republik Österreich.
Die Münze Österreich AG ist seit 1988 ein Tochterunternehmen der Oesterreichischen Nationalbank und vereint über 825 Jahre Tradition mit modernster Technik. Am Standort Wien-Heumarkt arbeiten rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem historischen Gebäude mit hochmodernen Anlagen. Hier entstehen jährlich rund 350 Millionen Münzen – gefertigt mit innovativer Technologie und traditionellem Handwerk wie dem Gipsabdruck für präzises Münzdesign.
Die papierlose Produktion war von Beginn an ein erklärtes Ziel – ein Schritt hin zu effizienteren, nachhaltigeren und transparenteren Prozessen. Die Digitalisierung stellte dafür die logische und notwendige Lösung dar. Der Austausch der Toledo Waagenterminals, die neben dem Wiegen auch den Belegdruck ermöglichten, beschleunigten diesen Wandel zusätzlich. Diese Veränderung machte ein Umdenken erforderlich – nicht nur hinsichtlich der vorhandenen Geräte, sondern auch im Hinblick auf die geplante Erweiterung der Produktionskapazitäten. Es war der richtige Zeitpunkt, um eine skalierbare, zukunftsfähige Lösung zu realisieren, die den Anforderungen einer modernen, papierlosen Fertigung gerecht wird.
Der Weg in eine digitale Zukunft begann mit einem mutigen Schritt: Bestehende Prozesse wurden hinterfragt, neu gedacht und modernisiert. Mit der Wahl innovativer Waagenterminals, der Digitalisierung zentraler Abläufe und dem Ziel der konsequenten Umstellung auf digitale Belege wurde ein starkes Fundament für Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum gelegt.
Die neuen Prozesse kommen gezielt in allen relevanten Bereichen zum Einsatz, in denen präzise Wiegevorgänge essenziell sind. Ob in der Rondenfertigung, im Prägesaal, im Medaillenwerk oder bei der Verpackung – überall sorgen die optimierten Wiegeprozesse für mehr Effizienz, Genauigkeit und Transparenz. So wird jeder Produktionsschritt durch digitale Unterstützung messbar smarter und zukunftssicher gestaltet.
Maßgeblich auf diesem Weg war die Einführung einer digitalen Betriebsdatenerfassung von ABF in mehreren Meilensteinen.
Wie alles begann:
Die Einführung der Betriebsdatenerfassung, die eine Webapplikation für Auftrags- und Rückmeldemanagement enthält, war der erste Meilenstein. Dies erlaubt die relevanten Daten direkt aus dem ERP-System auszulesen und die Rückmeldungen unmittelbar zurück ins ERP-System fließen zu lassen. Die Einführung der Betriebsdatenerfassung in der Produktion war aus mehreren Gründen ein wichtiger Schritt:
Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Firma Einconsult, die für die Spezifikation und die Entwicklung der ABAP-Schnittstelle zum ERP-System verantwortlich war.
Die eingeführte Betriebsdatenerfassungs-Applikation (BDE) ermöglicht eine strukturierte Darstellung der Auftragsliste – gegliedert nach Abteilungen und den jeweiligen Stationen im Produktionsprozess.
Besonders hervorzuheben ist die übersichtliche Visualisierung des Bearbeitungsfortschritts. Anhand klar definierter Kategorien wie „Soll“, „offen“, „Gutmenge“ und „Ausschuss“ erhalten Mitarbeitende und Führungskräfte jederzeit einen aktuellen Überblick über den Status einzelner Arbeitsschritte.
Ein weiterer Vorteil: Die erfassten Mengen werden automatisch nach Einheiten wie Kilogramm, Gramm, Stück oder Logistikeinheiten summiert und in einem verständlichen Bericht dargestellt. Das erleichtert nicht nur die Auswertung, sondern schafft auch eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Planung und Steuerung.
Zu jedem Auftrag werden sämtliche relevanten Informationen verwaltet – inklusive Produktmerkmalen, die kompakt und visuell ansprechend dargestellt werden. Zusätzlich können direkt im System individuelle Notizen erfasst werden, um etwa besondere Anforderungen festzuhalten.
Bei der Rückmeldung von Arbeitsschritten unterstützt das System die Mitarbeitenden durch automatisch vorgeschlagene Kennzahlen – passend zur jeweiligen Maßeinheit. So werden Rüstzeit, Maschinenzeit und Personalzeit transparent abgebildet, was eine präzise Auswertung und Nachverfolgung ermöglicht.
Verifizierte Rückmeldungen werden von den Bediener: innen direkt über ihre im ERP-System hinterlegte und geprüfte Personalnummer erfasst. So ist sichergestellt, dass alle Eingaben eindeutig zugeordnet und nachvollziehbar sind. Eine integrierte Rückmeldehistorie dokumentiert sämtliche Buchungen und – falls vorhanden – auch Stornierungen, wodurch der gesamte Verlauf transparent und lückenlos nachverfolgt werden kann.
Ein weiterer und sehr bedeutender Meilenstein:
Im Zuge der strategischen Weiterentwicklung wurde beschlossen, die bestehende Gussrechnungs-Applikation auf ein zukunftsfähiges Fundament zu stellen. Die Webanwendung wurde erfolgreich auf das moderne SAPUI5-Framework portiert. Dieses Vorgehen erleichtert nicht nur die Wartung erheblich, sondern schafft zugleich die Basis für eine flexible und nachhaltige Erweiterbarkeit – ganz im Sinne zukünftiger Anforderungen und technologischer Weiterentwicklungen.
Stets im Blick war dabei das Ziel, im Jahr 2024 auch die Anbindung der Waagen auf ein neues System umzustellen.
Ein weiteres Beispiel für den gezielten Einsatz digitaler Unterstützung ist die Applikation zur Rondenfertigung. Sie begleitet die Bediener Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess – von der Erfassung der Rohlinge bis zur Rückführung der Restmaterialien. Dabei werden zunächst Metalle unterschiedlicher Art gewogen und in Tiegeln verschmolzen, um die gewünschte Legierung herzustellen.
Die Anwendung sorgt nicht nur für eine präzise Dokumentation und Prozesssicherheit, sondern trägt auch zur Ressourcenschonung bei: Neben dem eigentlichen Endprodukt – wie Coils oder Münzen – werden anfallende Reste systematisch erfasst und bestmöglich dem Materialkreislauf wieder zugeführt.
Die Applikation erfasst dabei präzise alle Gewichte der eingesetzten und erzeugten Materialien. Dadurch lässt sich die Materialbilanz vollständig und transparent nachvollziehen.
Diese präzisen Erfassungsdaten dienen gleichzeitig als Grundlage für eine automatische Berichtserstellung. Vom Tagesprotokoll über den Tiegelbegleitschein bis hin zum Laborprobenbegleitschein – standardisiert, konsistent und jederzeit auf Knopfdruck abrufbar.
Dritter Meilenstein – die Waagen App:
Die präzise Datenversorgung der Applikation stellt eine entscheidende Herausforderung im gesamten Wiegeprozess dar – insbesondere, wenn es um Edelmetalle geht. Direkt an der Waage werden über das angeschlossene Terminal wichtige Informationen wie Gewicht, Stückzahl und Referenzgewicht erfasst und in Echtzeit weiterverarbeitet. Doch gerade bei Edelmetallen, deren Preis durch selbst kleinste Gewichtsunterschiede erheblich beeinflusst wird, ist höchste Genauigkeit unerlässlich. Ein winziger Grammbruchteil kann nicht nur die Qualität des Endprodukts gefährden, sondern auch dessen wirtschaftlichen Wert maßgeblich beeinflussen. Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass jeder einzelne Messwert exakt und fehlerfrei erfasst wird, um unerwünschte Abweichungen zu vermeiden.
Neben der Präzision steht die Zuverlässigkeit der Datenübertragung im Vordergrund: Nur wenn die Systeme störungsfrei und fehlerfrei arbeiten, kann ein reibungsloser Produktionsablauf gewährleistet werden. Die lückenlose Verbindung zwischen Waage, Terminal und Applikation bildet somit das digitale Rückgrat des gesamten Fertigungsprozesses – und ist ein maßgeblicher Garant für Effizienz, Transparenz und Vertrauen.
Dies wurde 2024 in diesem dritten Meilenstein sichergestellt. Der Wiegeprozess wurde durch unsere innovative Lösung auf ein neues Level gehoben. Die Waagenterminals übertragen die erfassten Wiegedaten in Echtzeit über eine SAP Plant Connectivity Verbindung direkt in die SAP UI5 Webapplikation – schnell, zuverlässig und vollkommen nahtlos dank moderner Web-Socket-Technologie. Das daraus entstehende digitale Wiegeprotokoll dokumentiert alle Wiegungen vollständig und übersichtlich. Jede einzelne Wiegung kann sofort ausgedruckt oder bei Bedarf nachgedruckt werden – so ist jederzeit volle Transparenz gewährleistet. Zusätzlich lässt sich ein Summenetikett aus mehreren Einzelerfassungen generieren, welches alle relevanten Daten kompakt zusammenfasst.
Diese moderne, benutzerfreundliche Lösung macht nicht nur die Verwaltung der Wiegedaten einfacher und effizienter, sondern sorgt auch für höchste Flexibilität und Präzision. Jederzeit wird die vollständige Kontrolle über den gesamten Prozess gewährleistet – in einer benutzerfreundlichen, digitalen Umgebung, die Arbeitsabläufe optimiert und die Produktivität nachhaltig steigert.
Die Implementierung zusätzlicher Bestätigungsschritte im Prozess trägt entscheidend zur Vermeidung von Flüchtigkeitsfehlern bei. Besonders bei kritischen Aufgaben wie der Tara-Eingabe, die häufig unbestätigt bleibt, sorgt die systematische Absicherung dafür, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren.
Dadurch wird nicht nur die Genauigkeit erhöht, sondern auch die gesamte Prozesssicherheit deutlich gesteigert. Fehler, die durch versehentliches Aufstützen auf der Waage oder unbestätigte Eingaben entstehen können, werden somit effektiv vermieden – was zu einer signifikanten Verbesserung der Effizienz und Zuverlässigkeit im Arbeitsablauf führt.
Die erfolgreiche Umsetzung dieses spannenden Projekts wurde durch eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten ermöglicht. Die erreichten Verbesserungen und die nachhaltige Optimierung der Prozesse stellen einen entscheidenden Schritt in Richtung digitalisierter und zukunftsfähiger Produktion dar.